Karrierewege bei sea chefs

Karriere-Interview mit Hotelmanager Lothar

Lothars Werdegang ist alles andere als geradlinig: vom Versicherungskaufmann über die Theaterregie bis ins Hotelmanagement an Bord. Mittlerweile fährt er bereits über 20 Jahre zur See und koordiniert seit 6 Jahren den gesamten Hotelbetrieb an Bord – von der Rezeption über das Housekeeping bis hin zum SPA & Sport Bereich. Im Interview hat er uns alles über seinen ungewöhnlichen und spannenden Werdegang erzählt und wie sein Joballtag als Hotel Manager an Bord der Mein Schiff Flotte aussieht. 

Was sind deine Aufgaben und Verantwortlichkeiten?

L: Ich bin verantwortlich für den gesamten Hotelbetrieb an Bord und stelle sicher, dass unseren Gästen über verschiedenste Departments hinweg der beste Service geboten wird. Meine Aufgaben beginnen beim Check-in der Gäste an der Rezeption und erstrecken sich über das Housekeeping, die Restaurant- und Barbereiche bis hin zu unserem großen SPA- und Sport Bereich sowie der Kinderbetreuung. Ich arbeite eng mit dem General Manager und allen Abteilungsleitern zusammen, darunter der Chief Purser, der F&B Service Manager, der Family & Arts Manager sowie der SPA & Sport Manager. An Bord habe ich keine direkten Vorgesetzten, was mir viel Freiheit in meiner Arbeit gibt.
 
Wie unterscheidet sich dein Job von dem eines Hoteldirektors an Land?

L: Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Job an Bord und dem eines Hoteldirektors an Land ist die Größenordnung in Bezug auf die Anzahl der Gäste und Zimmer bzw. Kabinen.

An Bord haben wir etwa 1.500 Kabinen, während ein großes Hotel an Land oft nur 300 Zimmer hat. 

Außerdem sind Hoteldirektoren an Land oft selbstständiger in Bezug auf Budgets und Einkäufe, während wir an Bord mehr mit der Zentrale zusammenarbeiten und über die Flotte hinweg einheitliche Standards beibehalten.

Welche fachlichen und persönlichen Qualifikationen sind in deiner Position unabdingbar?

L: Besonders entscheidend sind die sozialen Fähigkeiten. Man muss gut zuhören und die verschiedenen Abteilungsleiter mit ihrem Fachwissen zu einem Team formen können. Was die fachlichen Qualifikationen anbelangt ist ein grundlegendes Verständnis für Zahlen und den Hotelbetrieb hilfreich, aber die sozialen Skills sind entscheidend, um das bestmögliche Erlebnis für unsere Gäste zu schaffen.

Wie sieht dein Werdegang aus? 

L: Ich habe zwei Ausbildungen gemacht: als Versicherungskaufmann und als Bankkaufmann. Die Arbeit in diesen Bereichen hat mich jedoch nicht erfüllt, weshalb ich mich dazu entschloss, ein Bistro in meiner Heimatstadt Bayreuth zu eröffnen. 

Einige Zeit später habe ich den Entschluss gefasst, meiner wahren Leidenschaft nachzugehen und habe Theaterregie in Wien studiert und als Regieassistent sowie Abendspielleiter gearbeitet. Nach einigen Jahren im Theater habe ich nach neuen Herausforderungen gesucht und stieß auf eine Stellenanzeige für einen Theaterleiter auf einem Kreuzfahrtschiff. Ich bewarb mich und begann so eher zufällig meine Karriere auf hoher See. Ursprünglich wollte ich nur für vier Monate bleiben, aber ich habe mich in die Arbeit an Bord verliebt und bin seither mit Leib und Seele Seefahrer. 

Meinen ersten Vertrag für die Mein Schiff Flotte bin ich im Jahr 2009 gefahren und war dann in verschiedenen Positionen, u.a. als Theatermanager und Kreuzfahrtdirektor, tätig, bevor ich vor sechs Jahren zum Hotelmanager befördert wurde.
 

Würdest du deinen Job an Bord empfehlen, und was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, der noch unsicher ist?

L: Auf jeden Fall! Je früher man anfängt, desto besser. Man kann hier wirklich viel erreichen, auch wenn man in einer Einstiegsposition beginnt. Engagement und Leidenschaft sind entscheidend, um bis zur Position des Hotelmanagers oder General Managers aufzusteigen. Man muss bereit sein, eine 7-Tage-Woche durchzuhalten, aber mit offenen Ohren und einem offenen Herzen findet man schnell Anschluss und hat ein erfüllendes Leben an Bord.

Was war dein World. Class. Moment. an Bord?

L: Ein ganz besonderer Meilenstein war natürlich 2009, als wir das erste Schiff, die damalige ‚Mein Schiff‘, in Dienst gestellt haben. Es war ein außergewöhnlicher Moment, als wir zum ersten Mal von Hamburg aus Richtung Palma de Mallorca gefahren sind. Diese erste Fahrt ins Mittelmeer war aufregend, besonders weil wir die ‚Küchenschlacht‘ an Bord hatten – das war wirklich eine tolle Erfahrung und ein Highlight für uns. 

Und dann die erste große Reise in die Karibik, das werde ich nie vergessen.

Ein weiterer bedeutender Moment kam im Dezember 2009, als wir im Hafen von St. Maarten lagen und die ‚Celebrity Mercury‘ gesehen haben, die später unser zweites Schiff wurde. Da stand sie hinter uns, und wir wussten, dass das der nächste große Schritt für die Flotte sein würde.

Dann kam der erste Rockliner mit Udo Lindenberg. Es war das erste Mal, dass wir uns als Eventschiff präsentiert haben, und auch die erste Reise mit den Wiener Philharmonikern war unvergesslich. Obwohl es in den ersten Jahren viele Herausforderungen gab, bleibt das Gesamtbild der gemeinsamen Entwicklung im Gedächtnis.
 

Danke für den spannenden Einblick, Lothar!

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Veröffentlichung: September 2024

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